Text und Fotos: Sarah
„Projekt LeseZeichen – mit Büchern ein Zeichen setzen“
Das „Projekt LeseZeichen – mit Büchern ein Zeichen setzen“ entsteht im Dezember 2015 aus dem Wunsch der Initiatorinnen einen Weg zu finden, um mit Geflüchteten ins Gespräch zu kommen. Gleichzeitig sollte das Projekt Einheimische und Geflüchtete zusammenbringen, sowie letzteren die Möglichkeit geben, auf „angenehme“ Art und Weise die deutsche Sprache zu lernen.
Über einen Aufruf in der Facebook-Gruppe „Geflüchtete willkommen in Bielefeld“ sind innerhalb weniger Wochen mehr als 2400 gespendete Bücher zusammengekommen.
Die Idee, die hinter dem Projekt steht, ist relativ einfach: die gespendeten Bücher können bei der Initiative abgegeben werden oder werden abgeholt. Anschließend werden sie nach Kategorien sortiert und geordnet (und natürlich gezählt!) und in die Unterkünfte, in denen die Initiative ein Regal aufgestellt hat, gebracht. Bislang ist das „Projekt LeseZeichen“ in der Petrischule, der Almsporthalle, dem Rütli, dem Cafe Welcome im Quartier Zedernstraße, der Fachhochschule und dem Oldentruper Hof vertreten. In regelmäßigen Abständen werden die Regale nachgefüllt oder die Bücher wieder neu sortiert. „Die Bücher können gelesen, behalten, getauscht, weitergegeben werden. Hauptsache sie sind im Umlauf und verstauben nicht im Keller“, erklärt die Initiative.
„Oftmals werden wir von den Geflüchteten direkt angesprochen und nach speziellen Büchern gefragt. Tahel, ein junger Syrer, erzählte uns bspw., dass das letzte Buch, das er vor seiner Flucht gelesen habe, „Elf Minuten“ von Paolo Coelho gewesen sei. Dieses Buch haben wir ihm auf Deutsch besorgt. Iman aus Afghanistan, die wirklich unglaublich gut Englisch spricht, haben wir ein Bücherregal besorgt und sind nun auf der Suche nach vielen englischen Büchern, um dieses Regal auch zu füllen,“ schildert Sarah Jane Borchert, Mitinitiatorin des Projekts, ihre ersten Eindrücke.
Nicht alle habe das Projekt jedoch gleich auf Anhieb überzeugt: „Viele Leuchte waren der Meinung, dass das Projekt wenig Sinn mache, da die Geflüchteten nicht genug Deutsch verstehen würden. Allerdings haben wir gleich bei unserer Ankunft in der allerersten Unterkunft, der Almsporthalle, von Seiten der Geflüchteten ein so positives Feedback bekommen, dass uns das in unser Idee bestärkt hat.“
Geplant sind weitere kleinere Unterprojekte, wie bspw. das Projekt „Bücherbande“: „Wenn wir in den Unterkünften sind, schnappen wir uns immer ein paar Bücher und fangen an, mit den Kindern zu lesen“, erzählt Sabine Thomsen. „Aus einem Zuhörer werden schnell zwei, dann drei und schließlich haben wir meist ein Dutzend Kinder um uns herum versammelt. Daher sind wir aktuell auf der Suche nach Lesepaten, die 1-2 Mal die Woche in die Unterkünfte fahren und mit den Kindern lesen,“ so Thomsen weiter.
Eine weitere Idee ist das Projekt „Bücherbox“: hier werden an öffentlichen Orten Boxen für Bücher aufgestellt, damit es noch leichter wird, das Projekt zu unterstützen. Bislang sei die Initiative mit unterschiedlichen Einrichtungen im Gespräch. Premiere feierte diese Idee im Übrigen am 5. März auf dem Kinderflohmarkt im Gemeindehaus der Markuskirchengemeinde in Uerentrup. Und das mit Erfolg: 90 Bücher kamen so an einem Tag zusammen.
Mitglied im Organisatorenteam ist neben Sabine Thomsen und Sarah Jane Borchert auch Gianluca Scagliarini. Der gebürtige Italiener hatte 2012 in seiner Heimatstadt Bari das Bookcrossing-Projekt „Gira il libro“ ins Leben gerufen. „Angefangen hat alles mit einer Bücherkiste, mittlerweile haben wir eine eigene Bibliothek in einem großen Einkaufszentrum,“ so Scagliarini, dessen ursprüngliche Idee es war, ein Projekt ins Leben zu rufen, das ehemalige Patienten psychiatrischer Einrichtungen in alltägliche Aktivitäten einbindet. Die Organisation „Associazione Bande rumorose“ und das Bielefelder Bücherprojekt verbindet eine enge Freundschaft, regelmäßiger Austausch zwischen den beiden Initiativen ist in Planung.
Ganz herzlich möchte sich das „Projekt LeseZeichen“ auf diesem Weg auch bei den zahlreichen Spendern und Spenderinnen bedanken, ohne die diese große Anzahl an Büchern nicht zustande gekommen wäre. Aktuell ist die Initiative wieder auf der Suche nach Büchern, diese müssen nicht unbedingt auf Deutsch sein: „Wir suchen fremdsprachige Bücher oder Kinderbücher auf Deutsch. Wenn wir an Bücher in Sprachen, wie Arabisch oder Farsi kämen, wäre das natürlich noch einmal ein zusätzliches Highlight. Schließlich dient das Buch ja nicht ausschließlich nur als ‘didaktisches Mittel’“, so die Initiative.
Wer das Projekt unterstützen möchte, kann mit den Organisatorinnen unter folgender Emailadresse Kontakt aufnehmen: info@projekt-lesezeichen.de
Die Internetseite www.projekt-lesezeichen.de geht vorraussichtlich Ende April online.